Er war Pastor und Prediger, Bibelkenner und mit dem Einsatz elektronischer Medien bestens vertraut: Billy Graham, Geistlicher der Southern Baptist Church und wohl einflussreichster evangelikaler Prediger Amerikas, ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Zu Beginn seines Wirkens stand ein Erweckungserlebnis, was ihn dazu bewegte, das Evangelium Jesu Christi zu verkünden. Weil er Radio, Fernsehen und später das Internet geschickt einzusetzen wusste, erreichte er mit seiner sprachlichen Begabung ein Millionenpublikum, auch in Europa. Sein Ziel war es, Amerika zu bekehren, wie er einmal erklärte. Dazu dienten auch dreißig Bücher, viele CDs und Videos in Massenauflagen.
Graham bezeichnete sich selbst als Demokrat, blieb in seiner Verkündigung aber – im Unterschied zu anderen Vertretern der evangelikalen Bewegung – unpolitisch. Seine Biografen betonen übereinstimmend seine frühe Opposition gegen die Rassentrennung im Süden Amerikas. 1963 hatte er die Kaution für den in Birmingham/Alabama inhaftierten Martin Luther King gestellt. Graham arbeitete bei seinen Verkündigungs-Aktionen auch mit Katholiken und Lutheranern zusammen, was ihm die eher fundamentalistisch orientierten Christen übelnahmen. Trotz der eigenen Zurückhaltung bezüglich politischer Einstellungen pflegte Billy Graham auch rege Kontakte zur hohen Politik. Mit Stolz erzählte er, dass er seit Harry S. Truman jeden amerikanischen Präsidenten persönlich gekannt und mit diesen Persönlichkeiten auch zusammen gebetet habe. Wenn auch der Erweckungs-Typus von Grahams missionarischer Frömmigkeit nicht jedermanns Geschmack ist, hat seine tiefgläubige Haltung doch viele berührt.