Die im islamischen Kulturkreis verbreitete Vielehe ist vom Großscheich der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmad Mohammad al-Tayyeb, kritisch beurteilt worden. Diese Praxis sei die Folge eines mangelnden Verständnisses des Koran und gehe oft mit einer Ungerechtigkeit gegenüber Frauen und Kindern einher. Das erklärte der islamische Gelehrte der hochrangigen sunnitischen Lehrinstanz in seiner wöchentlichen Fernsehsendung.
Zwar wagte es Al-Tayyeb nicht, ein Verbot der Polygamie auszusprechen, doch erklärte er deutlich, dass die Einehe die Regel und die Polygamie eine nur sehr eingeschränkte Ausnahme sei. Das müsse jeder erkennen, der den entsprechenden Koranvers über die Polygamie vollständig lese. Entscheidend sei das Wohlergehen der Frau. Und das wird anscheinend nicht durch die patriarchalische Praxis der Vielehe, sondern durch die moderne Entwicklung hin zur partnerschaftlichen Einehe am besten gewährleistet.