Das Christentum hat in Europa wesentlich dazu beigetragen, der Gleichberechtigung von Frau und Mann den Weg zu bereiten. Dieser positive, aber weithin verdrängte Grundzug in der Geschlechter-Beziehungs-Debatte darf nicht vergessen werden, erklärte die Wiener Theologin Regina Polak in einem Beitrag der Kirchenzeitung „Der Sonntag“. Vor allem die Vorstellung, dass Mann und Frau vor Gott gleich sind, sei „ein Befreiungsprozess, der es Frauen ermögliche, nicht nur über die Familie definiert zu sein“. In christlicher Sicht sind Mann und Frau durch die Taufe in gleicher Weise zum allgemeinen Priestertum berufen. Die emanzipatorischen Errungenschaften seien also dem christlichen Glauben wesentlich mitzuverdanken.
„Es macht sich also nicht alles an der Frage des Frauenpriestertums fest, sondern es finden auf eine andere Art und Weise wirkliche Befreiungsprozesse auch durch meine Kirche statt – auch wenn ich selbst unter vielem leide“, so Regina Polak. Die Kirchen hätten in Europa und auf anderen Kontinenten den Frauen zu Bildung verholfen. Die Pastoraltheologin spricht sich zudem gemeinsam mit der Sozialethikerin Ingeborg Gabriel und mit Magdalena Holztrattner von der Katholischen Sozialakademie Österreich für den Diakonat der Frau aus. Ingeborg Gabriel beobachtet derzeit „massive Rückzugsgefechte“ der Kirchenleitung dahingehend, ob im 2. Jahrhundert vielleicht Frauen Diakonissinnen waren. „Muss ich nicht sagen, der Heilige Geist wirkt in die Geschichte und auch in die Zukunft hinein?“ Gerade in den Evangelien gebe es zahlreiche Stellen, in denen „Jesus gegen das vorherrschende Patriarchat – nennen wir es mal so – Stellung bezogen hat“. Diese Ausrichtung des Evangeliums sei über Jahrtausende nicht zum Tragen gekommen.
Magdalena Holztrattner wiederum fragt, weshalb die vatikanische Kommission, die Papst Franziskus 2016 zur Klärung der historischen Wurzeln des Frauendiakonats eingesetzt hat und deren Abschlussbericht seit Ende 2018 vorliegt, diesen nicht endlich veröffentlicht. „Wenn der Vatikan noch lange schläft oder sich nicht traut, vielleicht mit durchaus begründeter Sorge um die Weltkirche, dann wird das die jungen Frauen nicht mehr interessieren.“