Die Ausweitung der Zentren für islamische Theologie an deutschen Universitäten soll dafür sorgen, dass über dieses Studium vor allem einheimische Imame ausgebildet und nicht fortwährend ausländische Vorsteher der muslimischen Gemeinden importiert werden. Diese Hoffnung hat sich bisher jedoch nicht erfüllt. Allein in Münster streben von den rund 840 muslimischen Theologiestudenten allenfalls fünf eine Tätigkeit als Imam an. Das berichtet der dortige Theologe Mouhanad Khorchide. Wie eine aktuelle Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung belegt, stammen rund neunzig Prozent der in Deutschland tätigen Imame aus dem Ausland.
Khorchide beklagt ein Überangebot an islamisch-theologischen Zentren. Die sechs bis demnächst sieben Einrichtungen seien „zu viel, weil wir kein Personal haben“. Selbst an seinem Standort seien mangels entsprechender akademischer Qualifikation drei von sechs Professorenstellen unbesetzt. Manche seien schon zum dritten Mal ausgeschrieben worden, ohne dass geeignete Bewerber gefunden werden konnten.
Ein großes Problem ist, dass die Moscheeverbände und die muslimischen Organisationen keine historisch-kritische islamische Theologie wollen, die rationalen Maßstäben genügt. Vielmehr soll allein die traditionell verkündete islamische Wahrheit vermittelt werden. Die islamischen Organisationen hegen, so Khorchide, die Angst, die islamische Wissenschaft könnte von Philosophie und christlicher Theologie unterwandert werden.