Inzwischen haben sich auch viele Kirchenobere bis hin zum Papst über verbale Sympathiebekundungen mit den freitäglichen Schüler-Demonstrationen solidarisiert. „Fridays for future“ heißt die Kampagne, zu deren Zweck Kinder und Jugendliche die Schule schwänzen, um für Klimaschutz zu protestieren und den Erwachsenen vorzuhalten, dass sie nicht genug, ja nichts für die Zukunft der Erde und somit der folgenden Generationen tun. Kurios wird es, wenn sich auch Politiker in durchsichtiger Werbeabsicht zugunsten der Bewegung äußern. Die regierenden und gesetzlichen Entscheider wären ja die, die als mündige Erwachsene die notwendigen politischen Entschlüsse fassen und durchsetzen müssten – aber im Dschungel der verschiedensten Interessen und Abwägungen eines komplexen Themas viele Kompromisse eingehen müssen. Graue Verantwortungsethik ist eben nicht immer dasselbe wie schwarz-weiße Gesinnungsethik.
Da die jungen Leute auf allen Kanälen für ihren Einsatz gelobt wurden, wäre auch einmal an eine andere Zukunft zu denken, die mindestens genauso wichtig ist wie die atmosphärische Klimazukunft: die Zukunft des Glaubensklimas, des Hoffnungsklimas, des Sinnklimas. Wer von den jungen Leuten sorgt sich denn um ihre Zukunft der christlichen Religion? Wer von den Heranwachsenden geht – abgesehen von katholischen Weltjugendtagen und vorwiegend evangelikal-charismatisch inspirierten Jugendtreffen – dafür öffentlich demonstrierend auf die Straße? Genauer: in die Kirche? Wann wird es, ähnlich den „Freitagen für die Zukunft“, auch „Sonntage für die Zukunft“ geben?
„Sundays for future“. Das wäre ein echt innovativer Akt! Man stelle sich vor, die Jugendlichen schwänzen Samstagnacht die Disco und am Sonntagmorgen das lange Ausschlafen und strömen in Massen zum Gottesdienst. Man stelle sich vor, sie erkennen prophetisch, wie lebenserhaltend und schützenswert die christliche Glaubenspraxis ist zum Wohl der gesamten Menschheit. Man stelle sich vor, die Begeisterung dafür kennt keine Grenzen, und es bilden sich Komitees, die sich um viele neue Greta Thunbergs scharen und die Alten anklagen, zu wenig für den Schutz des christlichen Klimas und für die Weitergabe der Frohbotschaft zur Freude und zum Lebensglück kommender Generationen zu tun. Abermillionen Zehnjährige, Zwölfjährige, Sechzehnjährige, Achtzehnjährige, Jüngere und Ältere lesen ihren Eltern die Leviten, weil sie sie um Gott betrogen haben. Und verlangen von den Kirchenführern Entscheidungen für Kirchen- und Glaubensreform. Das wäre eine Basisbewegung, wie sie die Welt noch nicht gekannt hat – und die Ökumene verschiedenster Denominationen ebenfalls nicht. „Sundays for future“! Alles nur ein wirrer Traum? Warum eigentlich?