Tiemo Rainer PetersNichts zum „Machen“

Wie macht man das – glauben? Angemessener gefragt: Was macht der Glaube mit uns? Auf keinen Fall ist er ein Machen, sondern das Gegenteil: ein Hören, ein Horchen und Gehorchen. Insofern ist Glauben zwar ein sehr intensives Tun, wie Hinhören und Aufmerksamsein etwas sehr Aktives und zeitweilig sogar recht Anstrengendes sind. Aber Glauben heißt vor allem: tun, was man nicht selber kann – zum Beispiel den Feind lieben. Deshalb hat es eine auf das Machbare fixierte Moderne ja so schwer mit dem Glauben … Das Glauben bewirkt etwas am Menschen. Es lässt ihn frei in der Welt und vor einem Gott leben, der nicht von oben, sondern auf gleicher Höhe, aus dem niedrigen Dornbusch und nicht aus der mächtigen Zeder, mit ihm spricht. So hat er die Chance, in größter Leichtigkeit, aber auch in einem nicht mehr zu verschärfenden Ernst zu leben, mitten in der Welt und ihrer Gottlosigkeit – vor Gott. Was wäre wichtiger! Er braucht nichts zu leisten, nicht einmal den Glauben. Vor allem muss er keine Angst haben, allein zu sein oder zu sterben. Er ist ja mit einem Gott verbunden, der sich verpflichtet hat, „da“ zu sein, „da“, bis ans Ende der Welt, und dem er begegnen wird – als Glaubender, das heißt als einer, der sucht und sich finden lässt.

Tiemo Rainer Peters in: „Entleerte Geheimnisse“ (Matthias Grünewald Verlag, Ostfildern 2017)

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