Was ist Glück? Nachher weiß man es.“ Mit diesen Sätzen beginnt nicht nur Arnold Stadlers Roman „Rauschzeit“ (Fischer, 2016), sie bilden auch den Titel des Bandes, der aus Gesprächen mit dem Journalisten und Religionsdidaktiker Michael Albus entstanden ist. Was im Roman zur Wendung wird, an der die Figuren ihr je eigenes Leben rückblickend durchbuchstabieren, wird nunmehr zur autobiografischen Auseinandersetzung mit Fragen wie: Was ist Heimat für mich? Wer prägt mein Leben? Wie gehe ich mit dem Wissen um meine eigene Vergänglichkeit und die meiner Lieben um? Worauf hoffe ich?
Die Antwortversuche Stadlers verlassen immer wieder den persönlichen Rahmen. Sie werden so zur Anfrage an das Leben des Lesers. Etwa wenn für ihn der Mensch nicht bloß ein „Rätsel“ ist, sondern ein Geheimnis. Denn ein Rätsel könne man lösen. „Ein Geheimnis nicht. Das Geheimnis bleibt.“
Stadler stellt Persönlichkeiten vor, die wie er aus dem Oberschwäbischen kommen, in deren Geschichten der Schriftsteller seine eigene Geschichte hineinverwoben sieht: Abraham a Santa Clara, Conradin Kreutzer, Martin Heidegger und Bernhard Welte. Abgerundet wird der Band mit der Erzählung „Die schönste Richtung aber war die Himmelsrichtung“.
Für Leser, die Stadler und sein schriftstellerisches Werk noch nicht kennen, eröffnet das Buch eine erste Begegnung mit dessen Denken und Schaffen. Andere lässt es die autobiografischen Bezüge und Anteile darin entdecken. Matthias Mühl