Wenn aufgrund des Priestermangels in katholischen Gemeinden vor Ort sonntags keine Eucharistiefeier mehr möglich ist, könnte ein ökumenischer Gottesdienst gemäß der Lima-Liturgie gestaltet werden. Das hat der 1919 von Jesuiten als Schülerverband gegründete „Bund Neudeutschland“ anlässlich seines hundertjährigen Bestehens vorgeschlagen. Die reformorientierte Gemeinschaft bildet heutzutage ein Netzwerk aus rund 4000 engagierten Katholiken, von denen viele als Jugendliche in den – wie er sich abgekürzt nennt – ND eintraten und ihm bis ins fortgeschrittene Alter treu geblieben sind.
Die eucharistische Lima-Liturgie wurde 1982 erstmals offiziell bei der Versammlung der Weltkirchenrats-Kommission für Glauben und Kirchenverfassung gefeiert. In dieser Kommission ist die katholische Kirche anders als im Weltkirchenrat Vollmitglied. In Lima wurde seinerzeit von der Kommission ein bedeutendes ökumenisches Dokument der Annäherung, ja nahezu der Übereinstimmung in Taufe, Eucharistie und Amt verabschiedet. Leider hat es entgegen seiner hohen theologischen wie ökumenischen Bedeutung nie eine kirchenamtliche Aufnahme gefunden, insbesondere von katholisch-lehramtlicher Seite nicht.
Die eucharistische Lima-Liturgie, die von Kommissionsmitgliedern und weiteren theologischen sowie liturgiewissenschaftlichen Beratern erarbeitet worden ist, wirkt stark hochkirchlich und ist an den katholischen Ritus angelehnt. Sie wird bei verschiedenen ökumenischen Anlässen gefeiert. Beim Münchener Katholikentag 1984 hatte Hans Küng zusammen mit Jörg Zink eine Eucharistie gemäß der Lima-Liturgie mit 10000 Teilnehmern gefeiert. Küng sprach allerdings – wegen einer Intervention des damaligen Münchener Erzbischofs Kardinal Friedrich Wetter – das eucharistische Hochgebet laut allein.