Mit Hilfe zahlreicher Funde im Titicacasee konnte ein Forscherteam der Universität Oxford erstmals die Grundzüge des religiösen Lebens des untergegangenen Tiwanaku-Staates im heutigen Peru-Bolivien rekonstruieren, berichtet der „Tagesspiegel“. Die indigene Zivilisation soll sich zwischen 500 und 1100 rund um den See erstreckt haben, also noch vor der Inka-Herrschaft. Seit ersten Expeditionen 1977 haben Forschungsteams in dem Gewässer knapp 2000 Artefakte entdeckt. Besonders häufig sind Tierfiguren aus Gold und Silber, Schmuck und rituelle Opfergefäße.
Die Wissenschaft versucht, aus der Art und Menge der verschiedenen Opfergaben etwas über das religiöse Leben der Tiwanaku-Kultur abzulesen. So soll es regelmäßig zu großen Opferzeremonien gekommen sein. Ziel war es, „übernatürliche Bestrafer“ zu versöhnen, magische Kräfte zu kontrollieren und sich ihre Hilfe bei bevorstehenden Unternehmungen zu sichern, mutmaßen die Forscher. Gleichzeitig sollten die Rituale das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe stärken und die Bevölkerung an ihre moralischen und gesellschaftlichen Pflichten erinnern.