Schon nach vier Monaten scheint das Jahr 2019 eines der „blutigsten für Christen zu sein“. Deren Verfolgung hat in vielen Weltregionen nach Einschätzung des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ einen Höhepunkt erreicht. Der geschäftsführende Wiener Präsident Thomas Heine-Geldern erklärte angesichts der jüngsten dschihadistischen Anschläge: „Die Christenverfolgung kennt keine Grenzen. Sie kennt keine Pause, erst recht nicht an den höchsten christlichen Festtagen. Sie kennt kein Erbarmen mit unschuldigen Menschen, die oft zu Sündenböcken für weltweite Entwicklungen gemacht werden.“
Wenig beachtet wurden zum Beispiel Angriffe islamischer Rebellen auf eine Missionsstation in der Zentralafrikanischen Republik oder der Anschlag auf die Kathedrale im philippinischen Jolo mit zwanzig Toten sowie Attacken der mehrheitlich muslimischen Fulani-Nomaden im nigerianischen Bundesstaat Kaduna auf christliche Bauern. Auch die Übergriffe radikaler Hindu-Nationalisten auf eine katholische Schule im indischen Bundesstaat Tamil Nadu sind medial kaum registriert worden.
Die Bedrohung im Nahen Osten hält an. Das Gleiche gilt für den Terror der islamischen Organisation „Boko Haram“ („Westliche Bildung ist Sünde“) in Nigeria. „Zu sagen, der ‚Islamische Staat‘ sei militärisch besiegt und daher nicht mehr existent, ist ein Irrglaube – denn die Ideologie lebt, die Anhänger leben, die Kontaktkanäle scheinen zu funktionieren“, so Heine-Geldern.
Mit Sorge beobachtet seine Organisation auch die angespannte innenpolitische Lage in Mexiko, Nicaragua und Venezuela, wo immer wieder regierungskritische Geistliche und Laien bedroht, ja körperlich angegriffen werden. In diesen Fällen „handelt es sich um eine Mischung aus politischer Ideologie und dem Vorwurf, die Kirche würde sich unberechtigt einmischen, weil sie zum Widerstand gegen autoritäre Regierungen oder Korruption aufruft“.
In Ländern mit islamischem Extremismus, übersteigertem Nationalismus und autoritären Ideologien werden Christen besonders häufig angefeindet. Wachsende Aggressionen, insbesondere gegen Missionsstationen und Ordensleute sind momentan unter anderem in afrikanischen Staaten wie Burkina Faso, Niger und Benin zu beobachten. Die Regierungen der demokratischen Nationen sowie die Vereinten Nationen hätten die Pflicht, diese „bittere Entwicklung beim Namen zu nennen“, „antireligiöse Übergriffe abzuwehren“ und energisch für Religionsfreiheit einzutreten.