Es gehört zu den schönsten und trostvollsten Gewissheiten des Glaubens, dass Gott uns ganz und gar kennt. Das ist keine Drohung, denn er kennt uns nicht, um uns zu richten und zu verurteilen. Er ist nicht der Spion, der unsere innersten Geheimnisse herausfindet, um uns anzuklagen.
Gott kennt mich. Auch wenn ich mir selbst oft ein Rätsel bin, Er weiß um mich. Bei ihm bin ich geborgen. Das sagt Jesus mit dem Bild des Hirten: „Meine Schafe hören meine Stimme; ich kenne sie … Sie werden niemals zugrunde gehen, und niemand wird sie meiner Hand entreißen“ (Joh, 10,27f). Diese Zusage tut gut. Sie ist tragfähig für das ganze Leben.
Christoph Kardinal Schönborn in: „Zeit der liebenden Aufmerksamkeit“ (Patmos Verlag, Ostfildern 2019)