Das Christentum gehört in die Politik – jedoch als kritischer Gegenspieler der Macht, der die wichtige, aber auch undankbare und gefährliche Aufgabe der Propheten erfüllt: der Macht die Aura des Heiligen zu nehmen, nach der sie so gerne greift, ihr zu zeigen – wie Nathan dem David –, dass auch Könige nur Menschen sind und sich nicht wie Götter aufführen dürfen. Das Kreuz gehört in den „öffentlichen Raum“ – jedoch nicht als ein majestätisches Siegesdenkmal, sondern vor allem als eine Erinnerung an die Opfer, die für jeden Sieg der Macht teuer bezahlen mussten.
Thomas Halik in: „Berühre die Wunden“ (Herder, Freiburg 2017)