Nach den dschihadistischen Selbstmordanschlägen in Sri Lanka vom Ostersonntag ist die Lage in dem südasiatischen Land nach wie vor angespannt. Es gilt der Ausnahmezustand. Nach rachegeleiteten Angriffen christlicher Gruppen auf Moscheen und Geschäfte von Muslimen verhängten die Behörden zeitweise eine Ausgangssperre.
Touristen kehren Sri Lanka unterdessen in Scharen den Rücken. Bis zu siebzig Prozent aller Reservierungen für den Mai sind storniert worden, ergab eine Umfrage der „New York Times“. Auch die stark erhöhten Sicherheitsmaßnahmen – einige Luxusunterkünfte setzen seither private Wachdienste und Bombenspürhunde ein – schaffen anscheinend kein Vertrauen. Etliche Hoteliers fürchten bereits, ihre Häuser schließen und die Angestellten entlassen zu müssen.
Fast 2,5 Millionen Besucher jährlich waren zuletzt auf die Insel gekommen. Seit dem Ende des Bürgerkriegs zwischen der singhalesischen Bevölkerungsmehrheit und der tamilischen Minderheit vor zehn Jahren wurde der Tourismus für das Land immer wichtiger. Für 2019 war mit einer weiteren Zunahme gerechnet worden, nicht zuletzt weil der Reiseführer „Lonely Planet“ Sri Lanka als Top-Reiseziel angepriesen hatte.
Offiziell werden dschihadistische „Gotteskrieger“ für die Anschläge mit mehr als 250 Toten verantwortlich gemacht. Dazu passt, dass der sogenannte Islamische Staat schnell die Urheberschaft für den Angriff übernahm. Bislang war man davon ausgegangen, dass die Muslime in Sri Lanka gemäßigt sind. Womöglich haben sri-lankische Gastarbeiter, die sich während ihres Aufenthalts in den Golfstaaten einer extremen Lesart des Islam zugewandt haben, zur Radikalisierung beigetragen.