Wenn ich könnte, würde ich nur Kirchen bauen.“ Das hat der Schweizer Stararchitekt Mario Botta erklärt. Der Glaube und sein Verständnis von Architektur seien miteinander verwandt, sagte der 76-Jährige dem Magazin der „Neuen Zürcher Zeitung“. Beiden gehe es um „Gravität“, also um Würde, um Hoheit, um Majestät. Deshalb habe er für sich in der Architektur „eine starke Religiosität gefunden“, so Botta.
Mehr als zwanzig Kirchen und Kapellen hat der Architekt gebaut, zuletzt 2013 die „Granatkapelle“ über dem österreichischen Zillertal. Auch in seiner Tessiner Heimat sind Kapellen von ihm zu finden, etwa in Mogno und auf dem Monte Tamaro. In den neunziger Jahren lieferte Botta die Pläne für den Neubau der Kathedrale von Evry. Gemeinsam ist all seinen Gebäuden eine klare, schlichte geometrische Formensprache – und eben die Erhabenheit. Das leichte, „schwerelose“ Bauen, das heute bevorzugt wird, lehnt Mario Botta ab. „Das ist ein Witz. Die Schönheit der Architektur ist gerade, dass sie aus Mutter Erde hervorstrebt.“ Eine solche Auffassung lasse sich am besten an Kirchen realisieren. Sie sind für ihn deshalb „die wahren Begründer der Architektur“.
Daneben fasziniert Botta an sakralen Gebäuden, dass sie nach einer besonderen Lichtführung verlangen, um eine erhebende Raumwirkung zu erzeugen. Auch dem Hauptportal „als Tor zwischen dem Außen und dem Innen“ widme er stets besondere Aufmerksamkeit. Auf die Frage, was er am liebsten noch bauen würde, antwortete Botta in dem Interview: „Vieles. Unter anderem ein Kloster.“