Die Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zeigt sich besonders auffällig darin, dass in der Messfeier der Vorsteher hinter einem neuen Altar steht und dabei die Gemeinde anschaut. Diese „Frontalzelebration“ statt „Priester mit Rücken zum Volk“ wird allgemein mit einer Rückbesinnung auf die frühchristliche Praxis begründet, welche die Eucharistie als Mahlgemeinschaft, nicht als Opferhandlung verstanden habe. Stefan Heid, Professor für Liturgiegeschichte und Hagiographie in Rom, hält diese Ansicht für unsachgemäß und ideologisch motiviert. In seiner umfangreichen Studie mit vielen Abbildungen erhebt er den Anspruch, die Quellen und Bilder vorurteilsfreier zu interpretieren. Dies geschieht mit einer Fülle tiefschürfender Einzelanalysen und mit viel Liebe zum Detail, besonders bei den Kirchen Roms, thematisch aufgeteilt in vier Hauptkapitel. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich bis etwa zum Jahr 700.
Der Autor plädiert für eine kontinuierliche Entwicklung der Eucharistie. Sie sei nicht zuerst von einer Kleingruppe, um einen normalen Esstisch in profanem Raum versammelt, vollzogen worden, woraus sich erst später eine kultische Handlung vor dem Altar als sakralem Zentrum entwickelt habe. Ein solcher Bruch sei weder archäologisch noch dokumentarisch zu belegen. Der Eucharistie-Tisch sei schon zur Zeit des Paulus ein besonderer Sakraltisch gewesen, wie er auch in der römischen Umwelt benutzt wurde. Eucharistiefeiern in „Hauskirchen“ bezeichnet der Autor als unbeweisbares Idyll. Die liturgischen Feiern seien immer größere öffentliche Angelegenheiten unter dem Vorsitz eines Bischofs gewesen. Die Gebets-Ostung der Gemeinde in Richtung Apsis sei ebenso durchweg in allen Teilkirchen des Ostens wie Westens dokumentiert.
So kommt dem Altar eine Schlüsselfunktion zu, welche die Grundlagen des Liturgieverständnisses berührt und Fragen aufwirft: Wie lässt sich liturgisches Beten körperlich (Blick, Haltung, Geste) angemessen ausdrücken? Ist der nachkonziliare Volksaltar eher ein Risiko, oder birgt er auch Chancen – etwa im Hinblick auf eine sich wandelnde Mentalität und Kultur? Die Rückbesinnung auf die Praxis der Frühzeit mag ein wichtiger Orientierungspunkt sein. Genauso berechtigt wäre aber das kreative Moment, das immer wieder anzustimmende „neue Lied“. Immerhin hat das Zweite Vatikanische Konzil die Liturgie für stets erneuerbar („semper reformanda“) und auch teilkirchlich regelbar erklärt.