Die Krise der Kirche ist durch ein Priesterbild mitverursacht, das die Gegenüberstellung von Klerikern und Laien durch die Sakralisierung des geistlichen Standes verschärft. Magnus Striet, Georg Esser und Hubertus Lutterbach veranschaulichen das eindrucksvoll. Seit dem frühen Mittelalter wurde, wie die Forschungen von Arnold Angenendt zeigen, der Priester als alleiniger Darbringer des Opfers dem Kirchenvolk gegenübergestellt. Das heilige Amt ließ vergessen, dass der Amtsträger als Mensch handelt. Das archaische Ideal der kultischen Reinheit, zu dem die geschlechtliche Enthaltsamkeit gehörte, wurde auf den Priester übertragen. Benedikt XVI. stellte den Pfarrer von Ars als Vorbild vor Augen, für den der Priester „nach Gott alles ist“. So wurde eine klerikale Sonderwelt geschaffen, mit der die heilige Kirche der sündigen und unreinen Gesellschaft gegenübersteht. Rita Werden, Stephan Goertz und Gunda Werner fordern persönliche Verantwortung ein, eine Revision der Sexualmoral und das Überdenken von Sündenverständnis und Beichte.