Sie haben weniger Nebenwirkungen, sind sanft und dennoch wirksam. Das denken viele bei pflanzlichen Medikamenten. In Südafrika vertraut sogar die Mehrheit der Bevölkerung bei fast allen Krankheiten sogenannten Sangomas, traditionellen Heilern, die mit Pflanzen und Kräuterkuren arbeiten. Gerade für junge Patienten kann das aber gefährlich werden: Noch immer werden regelmäßig Kinder mit starken Pflanzenvergiftungen in Krankenhäuser eingeliefert.
Zwei südafrikanische Ernährungswissenschaftler wollen das nun ändern. „Wir haben beschlossen, das Problem der Pflanzenvergiftungen anzupacken, nachdem sehr viele Kinder mit Symptomen und Folgeerscheinungen wie Mangelernährung und Durchfallerkrankungen zu uns kamen“, sagt Collins Kwinda. Er und seine Kollegin Denisha Govender arbeiten am staatlichen Krankenhaus in Greytown. Das größte Hindernis war die starke Verwurzelung der Kräuterheiler in der Kultur. Deswegen war schnell klar, dass die Sangomas in das Projekt eingebunden werden müssen. In Workshops vermitteln die Wissenschaftler ihnen das Wissen, welche Kräuter für Kinder giftig sind und wie man häufige Krankheiten diagnostiziert. Bei diesen Workshops kam auch heraus, dass die Kräuterkuren oft nicht aus reinen Pflanzen bestehen. „Wir fanden heraus, dass daneben auch andere gefährliche Substanzen wie Schuhcreme, Zahnpasta, Reinigungsmittel oder Aspirin unter die Pflanzen gemischt wurden.“
Die Kooperation zwischen Wissenschaftlern und traditionellen Heilern könnte Kindern in ganz Südafrika das Leben retten. Im Bezirk der staatlichen Klinik gingen die Vergiftungsfälle seit 2016 um ein Drittel zurück. „Dank des neuen Wissens können Medizinmänner nun verschiedene Krankheiten erkennen und Kinder zu uns in die Klinik schicken“, so Kwinda. „Sobald der Patient behandelt wurde, schicken wir ihnen einen Bericht, wie genau wir dem Kind geholfen haben.“