In der Weltpolitik wird Religion immer wichtiger, beobachtet der britische Kirchenhistoriker Diarmaid MacCulloch. Zum Beispiel würden sich amerikanische Präsidenten als „wiedergeboren“ bezeichnen, und in der islamischen Welt kontrollieren religiöse Führer die Politik. Auch Teile des Christentums arbeiten eng mit der Politik zusammen, was MacCulloch allerdings kritisch sieht. So unterstützt das Moskauer Patriarchat den russischen Präsidenten Wladimir Putin, Pfingstkirchen rufen zur Wahl des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro auf, und Megakirchen-Pastoren halten Gebetsveranstaltungen im Weißen Haus in Washington ab. MacCulloch bezeichnet das als „Theologie des Ruhms“, die Böses gut und Gutes böse nenne, während der Reformator Martin Luther von der Kirche eine „Theologie des Kreuzes“ gefordert habe.