Ich fürchte, die Vorstellung sitzt tief in unseren Herzen: Gott mag mich, wenn ich brav bin. Gott straft mich, wenn ich etwas falsch mache …
Dieses Gottesbild hat viele Menschen vom Glauben an Gott weggebracht. Es ist das Bild eines launischen, tyrannischen, kleinlichen Gottes, der alles kontrolliert, dem wir Menschen im Grunde es nie recht machen können.
Wie anders ist das, was Jesus sagt und tut: „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!“ (Joh 15,9) Jesus schenkt seine Freundschaft nicht mit Vorbehalt. Seine Freundschaft zu uns hängt nicht davon ab, ob wir immer alles richtig machen. Sie ist bedingungslos, sie ist sein Geschenk an uns, ohne Vorleistung von unserer Seite.
Der Grund dafür ist sehr einfach: Er hat uns zuerst geliebt! Deshalb können wir ihn „zurücklieben“.
Christoph Schönborn in: „Zeit der liebenden Aufmerksamkeit“ (Patmos Verlag, Ostfildern 2019)