Mehr als 250 Christen sind durch die dschihadistischen Anschläge des Ostersonntags in Sri Lanka ermordet worden. Nach anfänglich großem Versprechen der Regierung des Inselstaates, die Hintermänner ausfindig und dingfest zu machen, lässt das Bemühen inzwischen spürbar nach. Das beklagt der Kardinalerzbischof Malcolm Ranjith von Colombo. Vertreter von Behörden und Parteien ergingen sich in gegenseitigen Schuldzuweisungen, Hinweise im Vorfeld nicht ernstgenommen zu haben. Anhörungen einer Untersuchungskommission würden im Fernsehen nicht mehr übertragen.
Unmittelbar vor den Angriffen hat es laut Aussage des Kirchenführers recht genaue Informationen des indischen Geheimdienstes gegeben – konkret bezogen auf muslimische Kämpfer, die aus dem Krieg in Syrien gegen Assad zurückgekehrt waren. Noch am Ostermorgen sei eine Warnung bei den Behörden eingegangen. „Hätte ich das gewusst, hätte ich die Kirchen geschlossen und den Menschen gesagt, sie sollen zu Hause bleiben“, so Ranjith.
Nach den Anschlägen hatte der Kardinal Kirchengemeinden insbesondere in den Dörfern, aber auch Moscheen und Tempel besucht, um aufkommende Aggressionen zwischen Christen und Muslimen zu entschärfen. Es sei in manchen Fällen schwierig gewesen, anti-islamische Racheangriffe zu verhindern. Auch zu den Vorstehern der örtlichen Moscheegemeinden habe er Kontakt aufgenommen, um sie zu beruhigen. Muslime hätten mit den Christen getrauert, sich mit ihnen solidarisch gezeigt.
Allerdings habe sich der Einfluss der strengen Glaubensrichtung des Wahhabismus/Salafismus in Sri Lanka verstärkt. Die davon geprägten Muslime hätten sich von anderen, die sie als nicht rechtgläubig betrachten, abgegrenzt. Siebzig Prozent der Einwohner Sri Lankas sind Buddhisten, dreizehn Prozent Hindus, zehn Prozent Christen, sieben Prozent Muslime.