Wie sollen die Kirchen mit der AfD umgehen? Das bleibt auch nach dem Evangelischen Kirchentag die „Gretchenfrage“, findet der Journalist Tillmann Kleinjung vom „Bayerischen Rundfunk“. Auf der Online-Seite des Senders schreibt er: „Die Kirche ist ein Spiegelbild dieser Gesellschaft. Dass sich Gemeinden in der Flüchtlingshilfe engagieren, wird nicht von allen Mitgliedern vorbehaltlos unterstützt. In den evangelischen Kirchen im Osten Deutschlands engagieren sich natürlich auch Wähler und Mitglieder der AfD, und in eher katholisch geprägten Wahlkreisen in Bayern erreichte die Partei bei den letzten Wahlen überdurchschnittliche Ergebnisse.“ Eine Dialogverweigerung wie beim Kirchentag sollte deshalb nicht zum Regelfall werden.
„Am wichtigsten aber ist, dass Worte und Taten übereinstimmen“, erinnert Kleinjung. In diesem Zusammenhang kritisiert der Journalist die Haltung der katholischen Kirche zum „Forum deutscher Katholiken“, das sich unlängst in Ingolstadt getroffen hat. „Diese konservative Gruppierung hat bei ihrem Kongress … eine Resolution verabschiedet, die sich an die klassische rechtspopulistische Rhetorik anlehnt. Es gebe keine Meinungsfreiheit mehr in Deutschland. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird als zwangsfinanzierter Staatsfunk verunglimpft, der der Regierung nach dem Mund redet. Und so weiter. Worte wie auf einem AfD-Parteitag bei einer Veranstaltung, die sich katholisch nennt … Die beiden bayerischen Bischöfe Rudolf Voderholzer und Gregor Maria Hanke umrahmten den Kongress … mit Gottesdiensten und gaben damit der Veranstaltung, ob gewollt oder ungewollt, ihren bischöflichen Segen. Eine klare inhaltliche Abgrenzung wurde bis heute nicht veröffentlicht.“