Dass auch in der Medizin die digitale Technik auf dem Vormarsch ist, sehen viele Ärzte kritisch. Zwar könnten etwa über Videosprechstunden Patienten gerade auf dem Land besser versorgt werden. Ebenso sei es sinnvoll, dass Menschen mit leichteren Erkrankungen wie einer Erkältung nicht lange in den Wartezimmern sitzen – auch weil sie dort andere anstecken oder sich selbst etwas Schlimmeres einfangen könnten. Aber trotz dieses Nutzens bleiben etliche Mediziner skeptisch. „Die meisten Diagnosen bedürfen der körperlichen Untersuchung“, zitiert „Der Spiegel“ die Gynäkologin Christiane Wessel. Sie ist Vorstandsmitglied im NAV-Virchow-Bund, einem Verband der niedergelassenen Ärzte.
Christiane Wessel verweist zudem darauf, dass persönliche Gesundheitsinformationen höchsten Datenschutz brauchen, „noch höher als Bankdaten“. Dies sei im Internet nicht immer gewährleistet. Damit verbunden sei eine größere Betrugsgefahr, wie Pedram Emami, Präsident der Hamburger Ärztekammer, erinnert: „Wie stellt die Ärztin, der Arzt fest, dass der Mensch tatsächlich krank ist? Und dass er auch wirklich der Patient ist, der auf der Versichertenkarte genannt wird?“