Ich habe die Sehnsucht, ganz zu sein. Weiß aber auch, dass das Leben nicht aus einem Guss ist, sondern Stückwerk bleibt. Ich suche das Ganze im Fragment. Theorie hatten und haben wir genug. Das reine Denken bringt die Lösung auch nicht. Auch nicht das Denken über die Erlösung. Erfahrung geht vor Denken … Mir wird in den religiösen Institutionen allzu viel und allzu schnell von „Gott“ oder „religiöser“ Erfahrung gesprochen. Ich bestreite nicht, dass es religiöse Erfahrung gibt. Aber Erfahrungen sind erst einmal menschliche Erfahrungen. Ich lasse mir auch von Vertreterinnen und Vertretern der institutionalisierten Religion nicht sagen, ob meine Gehversuche, meine Wege zu einer lebbaren Spiritualität richtig sind oder falsch oder nur ein ichverliebtes Streben nach Selbstverwirklichung. Die religiösen Institutionen haben das Monopol für Spiritualität schon längst verloren. Mein Herz ist unruhig. Basta.
Michael Albus in: „Ins Offene gehen. Schritte einer lebenstauglichen Spiritualität“ (Patmos Verlag, Ostfildern 2019)