In der Handschriftensammlung der Universität Basel wurde offenbar der älteste bekannte Brief eines Christen entdeckt. Das Schreiben (siehe Foto auf S. 317) ist in altgriechischer Sprache auf Papyrus verfasst und konnte auf das Jahr 230 datiert werden. Ein junger Mann namens Arrianus schreibt darin an seinen Bruder. Der religiöse Hintergrund lässt sich unter anderem aus dem Namen des Empfängers schließen – Paulus. Laut Historikerin Sabine Huebner ein zu dieser Zeit äußerst seltener Name. „Wir dürfen daraus ableiten, dass die Eltern bereits Christen waren und ihren Sohn schon um 200 nach dem Apostel benannt haben.“ Auch die Grußformel am Ende des Textes trägt christliche Züge. Arrianus wünscht seinem Bruder, dass es ihm „im Herrn“ wohlergehen möge.
Der Inhalt gibt Einblicke in das alltägliche Leben der damaligen Oberschicht. So richtet Arrianus nicht nur der Mutter Grüße aus, sondern fragt seinen Bruder auch nach der „Fischsoße, von der Du glaubst, dass sie gut ist“. Diese scheinbar so banalen Aussagen geben der Wissenschaft wichtige Anhaltspunkte über den sozialen Status der frühen Christen. Bislang gingen viele Historiker davon aus, dass Anhänger der jungen Religion im Römischen Reich als weltabgewandte Sonderlinge galten und unter Verfolgung zu leiden hatten. Arrianus und Paulus scheinen aber beide zur gebildeten Elite gezählt zu haben und hatten Ämter inne. „Diese Brüder verbanden ihren christlichen Glauben offensichtlich mühelos mit dem Alltag als Mitglied der lokalen Oberschicht“, so Sabine Huebner. Auch in ihren alltäglichen Gewohnheiten unterschieden sie sich wohl kaum von ihrem nicht-christlichen Umfeld – bis hin zu ihrer Vorliebe für Fischsoße, dem „Maggi der damaligen Zeit“. sil