Auch Laien sollten in der Eucharistiefeier predigen dürfen, wünscht der Erfurter Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann. Es würde den Predigten „mehr Glanz und Qualität“ verleihen, wenn nicht nur der Priester, sondern auch andere – freilich theologisch ausgebildete – Personen die Schrift auslegten. Die Kirche könne es sich nicht leisten, auf so viele Kompetenzen und Lebenserfahrungen, insbesondere von Frauen, zu verzichten, sagte Kranemann der Freiburger Kirchenzeitung „Konradsblatt“. Zudem könne ein solcher Schritt Priester entlasten.
Bislang verbietet das Kirchenrecht ausdrücklich, dass Laien die Predigt in der Eucharistiefeier – die sogenannte Homilie, also die unterweisende Auslegung der biblischen Lesungstexte – übernehmen. Die traditionellen Argumente für diese Regelung hält Kranemann für nicht überzeugend. So wird etwa die Meinung vertreten, dass nur Priester wie Diakone „durch die Weihe eine sakramentale Befähigung zur Predigt erhalten. Oder dass sie durch die Weihe am bischöflichen Verkündigungsdienst teilhaben“. Doch auch Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -referenten werden in einer bischöflichen Segnungsfeier beauftragt, wobei „eigens auf die Verkündigung abgehoben wird“. Dass man ihnen dann die Predigt in der Eucharistiefeier untersagt, sei nicht schlüssig. „Ich habe den Eindruck, dass es oft nicht um die Frage einer guten Seelsorge und um die theologische Qualität der Predigt, sondern um die Abgrenzung von Amt und Nicht-Amt, Ordinierten und Nicht-Ordinierten geht.“ Solche Profilierungen dürften aber „nicht auf dem Rücken der Liturgie ausgetragen“ werden.
Inzwischen deutete der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, der Münchener Kardinal Reinhard Marx, eine gewisse Offenheit in dieser Frage an. Der Predigtdienst müsse sich weiterentwickeln. Und weil die „Begabungen unterschiedlich“ seien, stelle sich auch die Frage der Predigt durch Laien. „Wollen wir nicht sagen, wer eine Begabung hat, soll sprechen?“, fragte Marx bei einem Treffen mit Lektorinnen und Lektoren.