Roland R. RopersSolange ich atme

Wir haben Hoffnung zu lange als Geschehen in der Zukunft missverstanden. Hoffnung ist ein Geschenk der Gegenwart, des Augenblicks. Das lateinische Sprichwort aus der Feder von Marcus Tullius Cicero (107–43 v. Chr.) drückt dies wundervoll klar aus: Dum spiro spero – Solange ich atme, hoffe ich.

Atmen ist ein Prozess des Augenblicks und nicht der Zukunft. Man kann nicht auf Vorrat atmen. Dieser großartige, lebensspendende Prozess vollzieht sich ausschließlich im Hier und Jetzt. Eng damit verknüpft ist der sich ständig im Augenblick ereignende Prozess der Hoffnung. Spirare (atmen) und sperare (hoffen) unterscheiden sich in ihrer Schreibweise durch einen einzigen Vokal. Atmen und Hoffen sind aufs Engste miteinander verknüpft. Darum ist in der Kontemplation die Achtsamkeit auf das Atmen die einzig allein wichtige Übung.

Roland R. Ropers in: „Zukunft: Mystik!“ (Topos plus, Kevelaer 2018)

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