Um Kinder zu stärken und zu fördern, sollen ihre Rechte im Grundgesetz verankert werden. Darin sind sich nahezu alle einig. Die Unionsparteien und die SPD haben das Vorhaben letztes Jahr in ihren Koalitionsvertrag geschrieben. Zuletzt haben die Grünen einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt, in dem es heißt: „Kinder haben ganz eigene Bedürfnisse und eigene Rechte, denn sie sind keine kleinen Erwachsenen.“
Bei derart viel Zusammenklang über Parteigrenzen hinweg gilt es aufzuhorchen, findet die Publizistin Birgit Kelle. In einem Beitrag für das evangelikale Magazin „idea spektrum“ kritisiert sie das Vorhaben scharf. Es höre sich gut an, sei aber unnötig. „Kinder sind auch Menschen. Sie genießen bereits den vollen Schutz unseres Grundgesetzes“, erinnert sie. In Wahrheit stelle die politische Initiative „den perfiden Versuch des Staates“ dar, das natürliche Erziehungsrecht der Eltern auszuhebeln. Zwar sei es im Einzelfall durchaus sinnvoll und geboten, dass sich Jugendämter einschalten. Dann nämlich, wenn sich Väter und Mütter nicht genug um ihre Kinder kümmern. Weitergehende Eingriffe müsse man aber kritisch sehen, ist Birgit Kelle überzeugt. Denn letztlich nehme sich damit der Staat das Recht heraus „zu definieren, ob ich meine Kinder richtig erziehe. Ob ich die richtige Gesinnung, Religion oder politische Meinung an sie herantrage.“ Die Journalistin fragt: „Wird ein zunehmend säkularer Staat christliche Erziehung noch gutheißen?“