Die manchmal propagandistisch wirkenden Nachrichten vom starken Aufblühen orthodoxer Religiosität in Russland haben durch soziologische Befunde einen leichten Dämpfer erhalten. Das Moskauer Allrussische Zentrum für das Studium der öffentlichen Meinung hat in einer jüngsten Umfrage ermittelt, dass auch in Russland die jüngeren Generationen stark auf Distanz zu Kirche und Christentum gehen. Von den 18- bis 24-Jährigen erklärten sich bloß 23 Prozent für orthodox. In den mittleren Jahrgängen sind es deutlich mehr, teilweise bis zu zwei Drittel der Bevölkerung, bei den Über-Sechzigjährigen sogar an die drei Viertel.
Kurios ist, dass sich eine Minderheit als orthodox bezeichnet, obwohl die betreffenden Personen gar nicht getauft sind. Das hängt damit zusammen, dass das Bekenntnis zur Orthodoxie im Reich Wladimir Putins vielfach weniger als eine religiöse, vielmehr als eine nationale Angelegenheit betrachtet wird.