Wer wissen will, welche Stimmungslage in weiten Teilen der Bevölkerung herrscht, kann dies besonders gut an der Kinokasse mitbekommen. Davon ist der amerikanische Regisseur Ari Aster überzeugt. Dass derzeit – neben Superhelden-Geschichten – auffallend viele Horrorfilme das Publikum anlocken, überrascht ihn beispielsweise nicht. „Vermutlich fühlen sich die Leute im Moment besonders depressiv und düster“, überlegt Aster im Interview mit der Zeitschrift „epd Film“.
Das verbreitete Unbehagen macht der 33-Jährige an den Turbulenzen in der Politik weltweit und an der Sorge über die Folgen des Klimawandels fest. Viele Menschen empfinden sich als macht- und mutlos. „Es liegt ein gewisser Fatalismus in der Luft“, so Aster. Horrorfilme könnten dieses Gefühl besonders gut aufgreifen. Sie loten „die dunkle Seite der menschlichen Natur und all das Böse unserer Gesellschaft, das ansonsten in vielen Geschichten eher tabu oder fehl am Platz ist“, aus. Vor allem aber verheißen die meisten dieser Filme trotz manchen Nervenkitzels, trotz etlicher Schreckmomente ein gutes Ende, eine „Erleichterung am Schluss“.
Ari Aster hat eine neue Richtung „seriöser“ Horrorfilme mitbegründet, die weniger auf Schockelemente als auf untergründige Spannung setzen und deren Handlung anspruchsvoll, oft gesellschaftskritisch ist. Ende September kommt sein neues Werk „Midsommar“ in die Kinos, das von einer heidnischen Sekte in Schweden und ihren Opferritualen erzählt. Wie bereits in seinem Debütfilm „Hereditary“ (Das Vermächtnis) denkt Aster darin über die Rolle von Familien nach: Sind sie in der westlichen Moderne noch ein Schutz gegen das Böse?