Wie Stille finden in der Welt der vielen Worte, der schrillen Töne, im Brummen und Rauschen der Motoren? Wie Stille finden im Dröhnen der lauten Alltagsmusik, die den Namen „Musik“ eigentlich nicht verdient? Wir leben in Schwaden des Lärms, die wie Nebel durch unser Leben ziehen. Sie rauschen vorbei, hüllen uns ein, machen uns stumm. Stumm sein ist etwas anderes als still sein.
Jedoch auch die Stille verstummt nicht. Sie hat einen Ton. Es gibt sie nicht pur. Vielleicht auch deswegen suchen wir sie. Alle großen Dinge kommen aus der Stille. Wenn alles still wird, kann sich das Geheimnis eines Lebens entfalten. Es gibt kein Geheimnis ohne Stille. Die französische Schriftstellerin Madeleine Delbrêl schrieb einmal: „Das Schweigen fehlt uns nicht, denn wir haben es. Wenn es uns eines Tages fehlt, so deshalb, weil wir es nicht zu halten wussten. Der eigentliche Lärm ist der Widerhall der Dinge in uns.“
Michael Albus in: „Ins Offene gehen. Schritte einer lebenstauglichen Spiritualität“ (Patmos, Ostfildern 2019)