Lügenpropaganda, Hetz-„Nachrichten“ und Halbwahrheiten sind in vielen Weltgegenden alles andere als harmlos, weil sie sich handfest auswirken. So hat unter anderem in Ruanda 1994 die nachrichtenmäßig verbreitete Stimmungsmache gegen die Tutsi-Bevölkerung die Hutu-Mehrheit radikalisiert und einen Völkermord mit 800000 Toten wesentlich mitverursacht. Um den durch die heutigen medialen Netzwerke noch rasanter verbreiteten Falschmeldungen entgegenzuwirken, haben sich in Afrika Journalisten zu einem gemeinnützigen Portal „Africa Check“ zusammengeschlossen. Die Mitarbeiter, vorerst in Kenia, Nigeria, Senegal und Südafrika, überprüfen Meldungen und Behauptungen zum Beispiel von Politikern und Stammesführern auf ihren Wahrheitsgehalt und klären auch über in der Bevölkerung kursierende Gerüchte auf. Die Ergebnisse der Ermittlungen werden in Form von Artikeln auf der Webseite africacheck.org veröffentlicht.
Faktisch alle Bereiche werden beobachtet: Politik, Religion, Wirtschaft und Kultur ebenso wie Gesundheit und Kriminalität. Nicht selten, stellen die Journalisten fest, sind angeblich seriöse statistische Zahlenangaben „aus dem Nichts gegriffen“, pure Behauptungen. Zwar haben bisher nur Personen mit einem Internetzugang Zugriff auf die Fakten-Überprüfung. Doch der Personenkreis, der die modernen Nachrichtenkanäle nutzt, weitet sich auch in Afrika dank der Mobiltelefone rasant.
Wie der Chefredakteur von „Africa Check“, Lee Mwiti, erklärte, will sein Portal darauf hinwirken, dass genau und zusammenhangsbezogen über den Kontinent berichtet wird. „Fehlinformationen wirken sich auf die Leben von Millionen Menschen weltweit aus und können negative Folgen für ihre Sicherheit, Gesundheit und ihre Mitsprache in der Gesellschaft haben.“ Oft verstärken Falschmeldungen Vorurteile und begünstigen im schlimmsten Fall Gewaltausbrüche.