Während der Zeit des Nationalsozialismus war die katholische Kirche kein „Widerstandsnest“, aber auch nie eine reine „Nazikirche“. Zu diesem Ergebnis kommt der Wiener Kirchenhistoriker Rupert Klieber bei einer Untersuchung der Rolle der Kirche in Deutschland und Österreich während des Zweiten Weltkriegs. „Katholische Basis, Klerus und Episkopat blieben grundsätzlich loyal gegenüber den Machthabern“, schreibt Klieber in der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“. Aber es war eine Loyalität „unter Protest, der lauter und opferreicher war als der anderer“. So wurden zahlreiche Priester verhaftet und ermordet – teilweise nur, weil sie gegen den Krieg gepredigt hatten.
In der angespannten Atmosphäre war es allein Bischöfen möglich, offen Kritik zu üben, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Diese hätten sich aber lange aus politischen Fragen herausgehalten oder das Regime offen unterstützt. Klieber sieht das als Zeichen für „hohes Amtsethos, verbunden mit einem gehörigen Schuss Fundamentalismus und einem gerüttelten Maß an Betriebsblindheit“, die typisch für die Zeit gewesen seien. Nur wenige Kirchenvertreter hätten den Krieg zum Strafgericht Gottes über die moralische Verderbtheit der Menschen überhöht. „Es dominierte die Rede vom Leid. Von Gott erflehte man nicht mehr das ‚siegreiche‘, sondern das ‚segensreiche‘ Ende, gefolgt von einem gerechten Frieden.“