Mit „katholischer Kirche“ wird in der allgemeinen Wahrnehmung der westlichen liberalen Gesellschaften oft Rückständigkeit verbunden. Als Jorge Mario Bergoglio zum Papst gewählt wurde, trat er in vielerlei Hinsicht anders auf als seine Vorgänger, weshalb die Hoffnung geweckt wurde, nun stünden Reformen an. Über sechs Jahre später scheint sich auf den ersten Blick jedoch wenig getan zu haben. Schatten früherer Skandale wie die sexuelle Gewalt an Kindern durch Geistliche fielen auch auf die Amtszeit von Papst Franziskus. Bleibt alles beim Alten?
Die Theologen Andreas R. Batlogg und Paul M. Zulehner widersprechen diesem Verdacht. In der ersten Hälfte zeichnen sie die größten nachwirkenden Kirchenskandale nach, damit die Leser jenseits einer verzerrten, manchmal polemischen Nachrichtengebung nachvollziehen können, was und wie das alles geschehen konnte. Die zweite Hälfte konzentriert sich auf den „synodalen Weg“ der katholischen Kirche in Deutschland.
Batlogg und Zulehner betonen immer wieder: Papst Franziskus ist ein Mensch, der eben auch Fehler macht. Er vergreift sich manchmal im Ton, wenn er frei und authentisch spricht, statt Texte abzulesen, bei denen jedes Wort vorgefertigt ist. Franziskus I. ist einer, der zuhört. Er hat die Tür zu synodalen Prozessen geöffnet und damit gezeigt, dass er für ein „ganz anderes Amts- und Leitungsverständnis als ein monarchisch-absolutistisches“ eintritt. Doch dieser Entwicklungsprozess, diese Zeit der Reformen braucht selber Zeit und Geduld. Ein rasches und damit wieder nur autoritäres Entscheiden, das sich manche wünschen, widerspricht gerade dem kollegialen, konsensorientierten Leitungsanspruch und Ziel dieses Papstes, die Gläubigen auf dem Weg der Erneuerung mitzunehmen.