Wie sollten wir uns nicht freuen
und fröhlich sein,
in die Hände klatschen, tanzen
und singen?
Denn mächtig hat sich
erwiesen der Herr,
seinem Shalom hat er den Weg
gebahnt mit machtvollem Arm.
Zuschanden wurde der Hochmut
der Bedränger;
die Stärke der Widersacher,
sie schwand dahin.
Hatten sie eine Mauer errichtet,
unser Volk zu spalten:
durchbrochen wurde sie,
zertrümmert von vielen Händen;
sahen die Unterdrücker sich
schon als Herren für immer –
der Geist des Herrn flammte auf
in den Herzen der Unterdrückten
und gab ihnen Mut,
den Unterdrückern zu trotzen,
entgegenzutreten ihrer angemaßten Macht im Vertrauen auf ihn,
nicht zu verzagen vor Gewehren
und Panzern trotz aller Furcht,
und zu vertrauen
den flackernden Lichtern,
die sie in ihren Händen trugen
als Zeichen der Hoffnung.
Du, Herr, hieltest nieder
den Unterdrückungswillen der Militärs;
du ließest zögern
die irritierten Strategen;
du brachest den Widerstand
der Grenzer,
als die ersten Trabis sich trauten, die Grenzübergänge zu passieren.
Jenseits der Grenze wurden
sie empfangen wie engste Vertraute,
willkommen geheißen in fassungsloser Freude und stürmischem Jubel,
wie Brüder und Schwestern,
die man gerettet sah
aus unverschuldeter Not
und tiefster Bedrängnis;
wie Totgeglaubte, die zurückgegeben waren dem Leben;
wie Vögel, die noch ungläubig prüften
die Tragkraft der Flügel außerhalb des Käfigs.
Alle Welt bete dich an und singe,
Herr, dein Lob,
sie lobsinge deinem Namen,
denn staunenswert ist dein Tun
an uns Menschen.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne
und dem Heiligen Geiste.
Klaus Lutterbüse (anlässlich der Erinnerung an den Fall der Mauer vor dreißig Jahren)