Hans Zender, der im Oktober 82-jährig gestorben ist, war einer der bedeutenden zeitgenössischen Komponisten und Dirigenten neuer Musik. Er hat Werke geschaffen, die wegweisend sind, insbesondere auch für die geistliche Musik. So fand seine Vertonung des alttestamentlichen Hohenlieds – „Shir Hashirim“ (Lied der Lieder) – weltweite Beachtung. Die Oper „Stephen Climax“ handelt unter anderem vom syrischen Säulensteher Simeon. Es finden sich Werke, die von der christlichen Mystik beeinflusst sind wie auch vom japanischen Zen. Kunst, sagte er einmal, sei im Kern etwas Geistiges, ein lebendiger Platzhalter „für das Heilige im Menschen“.
Seine musikalische Berufung sah Hans Zender darin, diesem Heiligen zu dienen. Und nicht selten kritisierte er scharf in Kultur und Politik, was diesem hohen Anspruch der Kunst zuwiderlief. Kritik übte er ebenfalls an theologischen, liturgischen und kirchlichen „Spielereien“, die der wahren Tiefe des christlichen Geistes nicht gerecht werden. So heißt es im CIG-Buch „Christsein 2001“: „Ein Theologe, der wieder einmal die Auferstehung oder die Wunder abschaffen will, macht sich heute ebenso zum Komplizen der allgemeinen Oberflächlichkeit wie ein Pfarrer, der Kitsch und billige Popmusik in die Liturgie eindringen lässt.“
Die abendländische Kultur sei zutiefst geprägt von der „originalen Schicht des Christlichen“, die sich biblisch als Geisterfahrung der Urgemeinde in den Berichten von der Auferstehung Jesu Christi und im ersten Pfingstfest zeigt. „Christentum ist Geistreligion.“ Der Glaubende entdecke „die Quelle des Geistes in sich“, aber nicht als pure Innerlichkeit, sondern „als den Punkt, an dem das Individuelle mit dem Ganzen der Welt verbunden ist“. Die Zukunft des Christentums sah er als Handeln im Sinne seines Stifters. Es müsse „an der Seite derjenigen stehen, die Natur und Individuum gegen die zunehmende Bedrohung durch blind laufende Technologie und Bürokratie verteidigen“. Der Christ habe durch seinen Glauben an das Ganze „teil an der Macht des Geistigen, das – ‚nicht von dieser Welt‘, das heißt nicht identisch mit der Macht des Faktischen – die Wirklichkeit dauernd verwandelt“.