Gott denken, ohne zu glauben

Wie "plausibel" ist Gott? Gibt es logische Beweise für sein Wirken? Und kann man sich dem Gott des Christentums mit einer so wissenschaftlichen Herangehensweise nähern? In seinem neuen Buch stellt der Philosoph Jörg Phil Friedrich große Fragen – und findet teils überraschende Antworten.

In seinem spannend und verständlich geschriebenen Buch zeigt der Philosoph und Unternehmer Jörg Phil Friedrich, inwiefern Gottes Existenz plausibel ist und über welche Eigenschaften ein solcher plausibler Gott verfügt. Zunächst klärt der Verfasser, was mit dem Begriff der (wirklichen) Existenz gemeint sei. Um überhaupt zu existieren, müsse etwas nicht an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit physisch da sein, so dass man es empirisch beobachten kann. Wir sprechen ja auch davon, dass Zahlen oder fiktionale Gestalten wie Romanhelden existieren. Eine „objektive Kriterienliste“ für die Existenz von etwas gebe es nicht. Durch bewährte Praxis und begründete Argumentation können Menschen jedoch dazu kommen, etwas als existierend zu denken oder die Existenz von etwas für plausibel, für einsichtig zu erachten – wie etwa auch die Existenz Gottes.

Auf dieser Grundlage wendet Friedrich sich der Gottesfrage zu und legt dar, dass es durchaus vernünftig sei, an Gott zu glauben. Dieser „plausible Gott“ sei ein „unendlicher Geist“, der überdies die Welt und den Menschen geschaffen habe. Gott, so Friedrich, wirke jedoch nicht durch Wunder. Ein plausibler Gott „möchte nicht angebetet und verehrt werden, er kann uns nicht vergeben, was wir anderen und der Schöpfung angetan haben, und er kann niemanden von uns dafür belohnen, ihm zum Ruhm zu handeln“. Auch lasse dieser Gott uns nicht auf ein Leben nach dem Tod hoffen.

Angesichts dieser Befunde zeigen sich allerdings nicht nur die Differenzen zwischen dem „plausiblen Gott“ und dem Gott des christlichen Glaubens. Es stellt sich ebenso die Frage, ob es nicht auch Vernunftgründe gibt, zum Beispiel die Verehrung Gottes oder ein Leben nach dem Tod plausibel erscheinen zu lassen.

Friedrich hat sich als Atheist mit der Frage nach Gott beschäftigt, und er ist durch seine Überlegungen nicht zum Glauben gekommen. Das zeigt, dass der Glaube an Gott eben nicht allein eine Frage des Denkens ist. Wer nicht an Gott glaubt, nicht an Gott glauben kann, ist nicht dumm. Um an Gott zu glauben, ist schlichtweg mehr notwendig als schlussfolgerndes Denken.

Das Buch zeigt aber auch, dass jemand, der nicht an Gott glaubt, sich denkend auf die Frage nach der Existenz Gottes einlassen kann. Es ist, wie der Autor überzeugend zeigt, alles andere als rückständig oder gar lächerlich, an Gott zu glauben, auch wenn sich seine Existenz nicht mit Sicherheit beweisen lässt. Gerade mit Blick auf einen radikalen Atheismus ist diese Einsicht von großer Bedeutung.

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