Der Kabinettsbeschluss, nach dem ausländische Geistliche Deutschkenntnisse nachweisen müssen, bevor sie in Deutschland tätig werden, wurde von Oppositionspolitikern und Interessenverbänden scharf kritisiert. Das Vorhaben löse „das Problem von aus dem Ausland und möglicherweise staatlich beeinflussten Imamen nicht“, sagte der Beauftragte der Grünen-Bundestagsfraktion für Religion und Weltanschauungen, Konstantin von Notz, der „Welt“. Auch der muslimische Theologe Mouhanad Khorchide gab zu bedenken, dass der Vorschlag der Verbreitung von fundamentalistischen Positionen kaum einen Riegel vorschieben werde. Bei salafistischen Predigern etwa spreche „die Mehrheit sowieso Deutsch, viele als Muttersprache“, wird er in FAZ.net zitiert.
Nach einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung stammen allerdings bis zu neunzig Prozent der Imame deutscher Moscheen aus dem Ausland. Das liegt auch an der fehlenden Möglichkeit, sich in Deutschland zum Imam ausbilden zu lassen. Zwar gibt es den Studiengang Islamische Theologie an verschiedenen Universitäten, dieser bereitet aber in den meisten Fällen eher auf den Islam-Unterricht an Schulen vor als auf die Arbeit als Imam. „Wir brauchen ein richtiges Ausbildungssystem – nur dadurch können wir einen echten Beitrag zur Integration der Muslime leisten“, fasste der Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi in der „Badischen Zeitung“ zusammen.
Der Beschluss gilt für Geistliche aller Religionen und wird damit auch christliche Gemeinden betreffen. So werden inzwischen viele Priester aus teils weit entfernten Ländern – etwa aus Indien – nach Deutschland geschickt, um den einheimischen Priestermangel aufzufangen. Der Beschluss muss noch vom Bundestag bestätigt werden, bevor er in Kraft tritt. Danach ist eine Übergangszeit geplant, in der einfache Deutschkenntnisse für den Aufenthalt genügen sollen.