Es war eine absurde Entscheidung, über die der staatliche Radiosender FranceBleu zuletzt berichtet hatte: Eine betagte Ordensfrau im ostfranzösischen Vesoul erhielt kein Zimmer in einem Altenpflegeheim, weil sie auf das Tragen ihres Ordenskleides samt Schleier nicht verzichten will. Die Pflegeheimleitung berief sich auf die in Frankreich verbotene muslimische Ganzkörperverschleierung und auf die gesetzlich verankerte strenge Trennung von Staat und Religion. Es würde zum Wohl aller im Heim doch ausreichen, wenn die Ordensfrau nur ein „dezentes Kreuz“ trüge.
Die Ordensfrau wiederum erklärte, sie habe ihr ganzes Leben mit Ordenskleidung und Kopftuch verbracht und könne sich deshalb ein Leben ohne diese Kleidungsstücke nicht vorstellen.
Der Priester, der im Kloster der Ordensfrau regelmäßig Eucharistie feiert, sieht in dieser Entscheidung ein Zeichen zunehmender „Christianophobie“, also einer Angst vor dem Christlichen. Er glaube nicht, dass der Schleier einer Nonne der Gesellschaft schade oder dass die strenge Trennung von Staat und Kirche – laïcité – verletzt werde. Dieser Schleier sei kein Zeichen der Unterwerfung, sondern ein Ausdruck der freiheitlichen Weihe der Ordensfrau an Christus. Inzwischen setzt sich der Bürgermeister für eine Lösung ein.