Eine der größten Gefahren im Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI) ist es, die neue Technik zu überschätzen. Das haben Wissenschaftler bei einer Veranstaltung des Deutschen Hochschulverbands erläutert. „Wir neigen dazu, Dingen zu viel geistiges Potenzial zuzuschreiben“, sagte der Neurowissenschaftler John-Dylan Haynes. Künstliche Intelligenzen seien für bestimmte Aufgaben sehr nützlich, es brauche aber auch in Zukunft immer Menschen, die die gewonnenen Informationen verarbeiten und Schlüsse aus ihnen ziehen. „Wir sollten wegkommen von der Perspektive ‚Mensch gegen Algorithmus‘“, forderte Haynes. Beide müssten eng zusammenarbeiten, um immer unübersichtlichere Datenmengen zu analysieren. Auch die Informatikerin Jana Koehler betonte, dass die Technik dem Menschen „nicht ebenbürtig“ sei. „Sie denkt nicht. Sie rechnet sehr gut.“ Dieser wichtige Unterschied werde in der öffentlichen Debatte oft vergessen.
Der Europäische Ethikrat sieht Regulierungsbedarf, wenn die Grenzen zwischen regulären Servicekräften und KI-Systemen zu verschwimmen drohen. So sei es ein Problem, wenn beispielsweise in Callcentern nicht erkennbar ist, ob ein Mensch oder ein Programm eingesetzt wird. „Es muss klar sein, mit wem ich spreche“, sagte die Vorsitzende des Ethikrats, Christiane Woopen.