In der Zeit unmittelbar vor und noch eine ganze Weile nach meiner Konversion habe ich gemeint, ein religiöses Leben führen heiße alles Irdische aufgeben und nur im Gedanken an göttliche Dinge leben. Allmählich habe ich aber einsehen gelernt, dass in dieser Welt anderes von uns verlangt wird und dass selbst im beschaulichsten Leben die Verbindung mit der Welt nicht durchschnitten werden darf. Ich glaube sogar: Je tiefer jemand in Gott hineingezogen wird, desto mehr muss er auch in diesem Sinn „aus sich herausgehen“, das heißt in die Welt hinein, um das göttliche Leben in sie hineinzutragen.
Edith Stein (1891–1942) in: „Im verschlossenen Garten der Seele“ (Topos plus, Kevelaer 2018)