Für viele galt als beispielhaft, was sich in den letzten Jahren im Bistum Trier ereignet hat. Nach mehr als zwei Jahrzehnten hatte sich wieder eine Diözese in Deutschland auf einen synodalen Weg begeben. Unter Führung ihres profilierten, für Kirchenverhältnisse jungen Bischofs Stephan Ackermann wollten die Gläubigen „Schritte in die Zukunft wagen“ (so der Titel des Abschlussdokuments). Das Format und die Ergebnisse wurden auch überregional genau beobachtet. Besonders umstritten war dabei stets der beschlossene Abschied von der traditionellen Pfarreistruktur. Statt 900 soll es im Bistum Trier künftig nur noch 35 Pfarreien geben. Gegen diese Großstrukturen – die geplante „Pfarrei Saarbrücken“ hätte knapp 100000 Katholiken auf einer Fläche von zweihundert Quadratkilometern – gab es von Anfang an massiven Protest. Weil sie den Verlust ihrer spirituellen Heimat vor Ort fürchteten, gingen viele Menschen für ihre Heimatpfarrei buchstäblich auf die Straße. Das kann man durchaus als ermutigendes Zeichen sehen: Die Kirche ist den Menschen doch nicht egal. Wer hätte das angesichts der verbreiteten Stimmung des Niedergangs erwartet?
Tatsächlich liegt das Vorhaben jetzt auf Eis. Rom hat die für Jahresbeginn geplante Errichtung der ersten sogenannten Pfarreien der Zukunft gestoppt. Freilich war dafür nicht der Protest „von unten“ ausschlaggebend, sondern die Beschwerde von Priestern der Gemeinschaft „Unio Apostolica“. Sie beklagen „die faktische Abschaffung des Amts des Pfarrers“, weil diese laut den Reformplänen etwas von ihrer Macht an ein Team abgeben sollen. Diesem Eingriff in die kirchliche Hierarchie hat die Kleruskongregation nun einen Riegel vorgeschoben. Man werde sorgfältig prüfen, ob die Trierer Pläne mit dem Kirchenrecht übereinstimmen, damit das „Heil der Seelen nicht leidet“.
Zu wünschen wäre, dass man im Vatikan die Zeit auch dafür nutzt, echte Alternativen aufzuzeigen. Denn der Zorn darüber, dass die Seelsorgeräume ständig an die Zahl der – immer weniger vorhandenen – Priester angepasst werden, besteht ja zu Recht. Aber wenn man die „Laien“ nicht an der Leitung beteiligen will: Wie will man es dann machen? Rom, wir haben ein Problem. Macht einen realistischen Lösungsvorschlag, statt nur mit Vetos zu glänzen! Die Trierer Verwerfungen sind ja bei weitem nicht nur eine regionale Angelegenheit. Ähnliche Umstrukturierungen sind vielerorts geplant, freilich meist in der „gesetzeskonformen“ Variante mit weiterhin einem Priester als alleinigem Gemeindeleiter. Nicht zuletzt lässt der aktuelle Vorgang die Sorgen um den synodalen Weg der Kirche in Deutschland größer werden. Ist denkbar, dass auch hier am Ende Rom die jahrelange Arbeit von vielen einfach mit einem Federstrich kassiert?