Die Seele vieler Menschen in Osteuropa ist nach dem Jahrzehnte währenden kommunistischen Totalitarismus nach wie vor verwundet, sagte der ungarische Religionswissenschaftler Andras Mate-Toth in Wien. „Die Schatten dieser Vergangenheit“, einer „primitiven“ und „raffinierten Diktatur“, seien lang.
Mate-Toth lehrt an der Universität Szeged. Anfang der achtziger Jahre musste er als Mitglied einer Basisgemeinde, die gegenüber dem sozialistischen Regime und auch gegenüber einer angepassten Amtskirche kritisch war, aus politischen Gründen das Priesterseminar und die Hochschule verlassen. Bis 1989 war er Hilfsarbeiter, Krankenpfleger, Bibliothekar und am Ende Telefonseelsorger. Dank der Unterstützung des Theologen Paul Michael Zulehner konnte er in Wien promovieren und habilitieren. In Szeged baute Mate-Toth das erste religionswissenschaftliche Institut Ungarns auf. Zulehner sagte über ihn, er sei „ein lebendiger Zeuge, wie man in einem totalitären Regime aufrechten Hauptes Christ sein kann“.