Plätzchenaroma in der Luft, Tannengeruch, Kerzenrauch und Bratendampf – der Advent ist eine Zeit der Gerüche. Und Weihnachten ein Fest des Riechens und Schmeckens. Nach einem stressigen Arbeitstag reicht es manchmal, über den Weihnachtsmarkt zu schlendern und sich von den verschiedenen Düften in die heimelige Welt der Kindheit tragen zu lassen. Dass wir Gerüche mit Erinnerungen verbinden, hat handfeste wissenschaftliche Gründe. „Die Riechzentren des Gehirns sind identisch mit den Bereichen für die Formation von Gedächtnisinhalten und Emotionen“, so der Neurowissenschaftler Johannes Frasnelli in der „Süddeutschen Zeitung“. Das Erinnern funktioniert beim Riechen, anders als beim Sehen oder Hören, „ohne Umweg über die zentrale Schaltstelle“. Während das Gehirn beim Anblick eines geschmückten Baums oder beim Klang von Weihnachtsliedern noch nach den richtigen Erinnerungen kramen muss, kann es bei der richtigen Geruchsmischung gar nicht anders, als uns in die Heiligen Abende unserer Kindheit zurückzuversetzen. Zumal die Eindrücke, die wir über die Nase aufnehmen, deutlich komplexer sind, als wir im Alltag merken. „Fürs Sehen haben wir vier Rezeptoren. Fürs Riechen aber durchschnittlich vierhundert“, erklärt Frasnelli. Jeder Mensch habe Tausende „Geruchsgefühle“ im Kopf gespeichert, die sich jederzeit aktivieren lassen.
Damit ist dann auch wissenschaftlich geklärt, warum man vor einem künstlichen Plastikweihnachtsbaum mit elektrischen Kerzen nicht so leicht in Weihnachtsstimmung kommt. Und warum manche Familienmitglieder ungehalten reagieren, wenn statt des traditionellen Gänsebratens plötzlich eine vegetarische Alternative auf dem Tisch stehen sollte. Übertreiben sollte man es mit den Weihnachtsgerüchen aber auch nicht, warnt der Neurowissenschaftler. Wenn man sich über Wochen auf Weihnachtsmärkten herumtreibt, „kann das zu einer Dissonanz führen“. Das positive Gefühl wird dann durch das Überangebot verdünnt. Außerdem riskiert man einen Schnupfen. Und mit verstopfter Nase kann man gar nichts mehr riechen.