So also kommst du, neues Jahr. Ein Jahr wie alle anderen auch. Ein Jahr der Plage, der Enttäuschung an mir und den anderen. Wenn Gott das Haus unserer Ewigkeit baut, errichtet er schöne Gerüste, um diesen Bau aufzuführen. So schön, dass wir am liebsten in diesen wohnen und an ihnen nur das schlecht finden, dass sie wieder abgebaut werden. Diesen Abbau nennen wir dann die schmerzliche Hinfälligkeit unseres Lebens, klagen und werden melancholisch… Nein, das kommende Jahr ist kein Jahr der Enttäuschungen und kein Jahr der schönen Täuschungen. Es ist Gottes Jahr. Das Jahr, in dem mir Sternstunden leise und unauffällig entgegengehen, in dem die Fülle meiner Zeit einziehen will in mein Leben. Ob ich sie bemerken werde?
Karl Rahner aus: „Das große Kirchenjahr“ (Herder, Freiburg 1987)