Das Interesse an der eigenen „Identität“ ist verwerflich? Nein, es ist gut. Jedenfalls wächst das Bedürfnis gerade junger Leute, mehr über ihre familiären Wurzeln, ihre Abstammung zu erfahren. Das beobachtet der Vorsitzende der Oldenburgischen Gesellschaft für Familienkunde, Wolfgang Martens. Die Erforschung der eigenen Herkunft erlebt geradezu eine Blüte, meldet der Evangelische Pressedienst. Das hängt wahrscheinlich mit einem von Mobilität und Flexibilität getriebenen unsteten Dasein, mit dem auf vielfache Weise Familienbande zerreißenden Lebensstil zusammen. Umso mehr möchte das Individuum wissen, woher es kommt, wo seine grundlegende Bindung und Verbindung in einer Gesellschaft und Kultur voller Unsicherheiten liegen. Weiterhin werden gern die klassischen Quellen zur Auskunft über die genealogische Herkunft herangezogen, Stammbücher und Kirchenbücher. Ebenso werden immer noch die von den Nationalsozialisten eingeführten „Ahnenpässe“ zum „Nachweis der arischen Abstammung“ genutzt. Inzwischen aber liefern Datenbanken im Internet immer bessere Einsichten. Die Bedeutung der Kirchenbücher hingegen nimmt ab, wie Martens feststellt. Das hängt damit zusammen, dass eine steigende Zahl von Menschen – oft in zweiter, dritter oder schon vierter Generation – keiner Religionsgemeinschaft mehr angehört.