„Lasst euch von Armut nicht davon abbringen, euch zu vermehren!“ Dazu hat der südafrikanische Oppositionspolitiker und Linkspopulist Julius Malema die schwarze Bevölkerung des Landes aufgerufen. Der Anführer der Partei Economic Freedom Fighters („Kämpfer für wirtschaftliche Freiheit“), der mit gut sechs Prozent drittstärksten Parlamentsfraktion, lehnt die Vorstellung von Südafrika als Vielvölkerstaat, als sprichwörtliche „Regenbogennation“, ab: „Wir müssen die Mehrheit bleiben, noch vor den Buren (den weißen Nachfahren niederländischer, französischer und deutscher Siedler; d. Red.). Denn das ist unser Land.“
Malema hatte sich 2012 von der mit absoluter Mehrheit regierenden Partei Afrikanischer Nationalkongress nach heftigem Streit mit der Parteispitze abgewandt, weil diese zu enge Beziehungen zur Wirtschaft unterhalte. Der Politiker, der sich strikt antikapitalistisch, antiimperialistisch, militant sozialistisch, panafrikanisch inszeniert, dabei rassistische Töne nicht scheut, verspricht im Wahlkampf eine Verdoppelung des Kindergelds, um die Zukunft größerer Familien zu sichern. Zudem verlangt Malema die Verstaatlichung der Bergwerksgesellschaften sowie die Enteignung weißer Großgrundbesitzer. Vor allem junge Leute ohne Zukunftsaussichten finden daran Gefallen.
In diesem Jahr stimmt die Bevölkerung Südafrikas über ein neues Parlament, den Präsidenten sowie Regionalvertretungen ab. 25 Jahre nach dem Ende der Rassentrennungspolitik und der Durchsetzung der Demokratie für alle ist das Land zwischen den politischen Lagern tief gespalten. Auch nehmen Spannungen zwischen den Volksgruppen zu. Der Afrikanische Nationalkongress, der bei den letzten landesweiten Parlamentswahlen 62 Prozent der Stimmen erhielt, plant die Landenteignung weißer Farmer ohne Entschädigung. Kritiker warnen vor gefährlicher Mangelversorgung bei Nahrungsmitteln wegen fehlender landwirtschaftlicher und ökonomischer Fähigkeiten sowie schwachem Leistungswillen der künftigen „Besitzer“. Die Befürworter wiederum bemängeln die ungerechte Landverteilung, die produktionswillige und engagierte schwarze Bauern benachteiligt.