Die Erwartungen an die Erforschung und Entwicklung sogenannter Künstlicher Intelligenz nehmen quasireligiöse Züge an. Das beobachtet der Hallenser Theologe Dirk Evers. „Mit der Künstlichen Intelligenz entsteht das Bild eines von uns geschaffenen ‚Gottes‘, der potenziell alles weiß, was gewusst werden kann, und dem man seine Wege anvertrauen kann, weil es hier um Optimierung unseres Alltags geht.“ Die Künstliche Intelligenz liefere zum Teil Heilsversprechen, die es auch in der Religion gibt, etwa Entlastung vom Entscheidungsdruck und Orientierung.
Evers wendet sich jedoch gegen übertriebene Ängste der Kirchen vor Künstlicher Intelligenz und gegen eine Verteufelung der entsprechenden Technik. Christen sollten stattdessen wach werden für so manche Überforderung des Menschen, seines Geistes, seiner Seele durch Entwicklungen der Moderne. Diese möchte man durch eine Art höhere Intelligenz bewältigen. „Die Frage ist doch: Was treibt unsere Ängste und Sehnsüchte nach Superintelligenz an?“ Zweifelsohne gebe es große Erwartungen, mit Hilfe utopischer Technik existenzielle und soziale Probleme endgültig überwinden zu können. Evers rät, sich etwa mit Robotern in der Pflege eingehend zu befassen und sie nicht grundsätzlich abzulehnen.