Die neue brasilianische Regierung unter Präsident Jair Bolsonaro fürchtet die für Herbst geplante Amazonas-Synode und die sozialpolitischen sowie umweltpolitischen Bestrebungen von Papst Franziskus, Bischöfen, Priestern und Laienaktivisten der katholischen Kirche. Das berichtet die Tageszeitung „O Estado de São Paulo“ (Der Staat von São Paulo) unter Berufung auf den früheren General, heutigen Minister und Chef des brasilianischen Geheimdienstes, Augusto Heleno.
Die Bestrebungen der Regierung, die Bodenschätze und sonstigen Ressourcen des Regenwalds besser zu nutzen, die industrielle Landwirtschaft dort voranzutreiben und die Abgrenzung indianischer Schutzgebiete einzudämmen, sehe man durch die „linke Agenda des progressiven Klerus“ gefährdet. Die Kirche mische sich zu sehr „in interne Angelegenheiten Brasiliens“ ein, beklagt Heleno. Dagegen werde sich die Regierung zur Wehr setzen und die politischen Aktivitäten der Kirche „neutralisieren“.
Vor kurzem erst hatte Jair Bolsonaro der Nationalen Stiftung „Funai“ die Zuständigkeit für die Abgrenzung der indianischen Schutzgebiete und deren Sicherung gegen Eindringlinge sowie die Aufsicht über den Urwald entzogen und dem Landwirtschaftsministerium übertragen. Dagegen haben Organisationen der indianischen Völker sowie Umweltschutzgruppen protestiert. Augusto Heleno zeigte sich trotz seiner Befürchtungen zuversichtlich, dass die zu erwartende Kritik der Amazonas-Synode an der brasilianischen Regierung schlussendlich „ausgeschaltet“ werden könne. Die brasilianische Bevölkerung insgesamt werde „nüchtern“ genug sein, der „Vorherrschaft ausländischer Interventionen in der Amazonas-Region ein Ende zu bereiten“. Gemeint sind damit allerdings nicht die Machenschaften internationaler Konzerne, sondern die Versuche internationaler Politik und verschiedenster Umweltschutzverbände, im Hinblick auf den Klimawandel auf den Erhalt des Regenwaldes hinzuwirken und die Rechte seiner Urbevölkerung zu stärken.
Brasilianische Diplomaten versuchen bereits, die populistische italienische Regierung um Ministerpräsident Giuseppe Conte, die in vielen Fragen, wie etwa in der Flüchtlingspolitik, quer zu päpstlichen Interessen handelt, dafür zu gewinnen, dass sie im Vorfeld dieser Synode beim Heiligen Stuhl zugunsten der Anliegen Brasiliens vorspricht. Der Vatikan hatte angekündigt, das Ziel der Amazonas-Synode sei das „Hören auf die indigenen Völker und auf alle Gemeinschaften, die in Amazonien leben“. Die brasilianische Regierung verlangt, eigene Vertreter zumindest zu Vorbereitungstreffen der Kirchenversammlung entsenden zu dürfen.