Wenn auch du nach diesem Glauben verlangst, wirst du zuerst Erkenntnis des Vaters empfangen. Denn Gott hat die Menschen geliebt, deretwegen er die Welt geschaffen, denen er das Wort, denen er den Verstand gegeben, denen er allein gestattet hat, zu ihm hinaufzublicken, die er nach dem eigenen Bild gestaltete, zu denen er seinen einzigen Sohn gesandt, denen er das Reich im Himmel verheißen hat, und er wird es denen geben, die ihn geliebt haben. Wenn du das aber erkannt hast, von welcher Freude, denkst du wohl, wirst du erfüllt werden? Oder wie wirst du den lieben, der dich zuvor so geliebt hat?
Wenn du ihn liebst, wirst du Nachahmer seiner Güte werden. Und wundere dich nicht, dass ein Mensch Nachahmer Gottes werden kann. Er kann es, wenn Gott es will. Denn weder im Unterjochen der Nächsten noch im Wollen, mehr zu besitzen als die Schwächeren, noch im Reichtum und in der Gewaltanwendung gegen die Geringeren besteht das Glück, noch kann darin jemand Gott nachahmen, sondern all dies liegt außerhalb seiner Majestät. Wer dagegen die Last seines Nächsten auf sich nimmt, wer, indem er überlegen ist, einem anderen, der schwächer ist, Gutes tun will, wer das, was er von Gott bekommen hat, den Bedürftigen gewährt, der wird ein Gott für die Empfänger, dieser ist ein Nachahmer Gottes.
Aus der frühchristlichen Schrift „An Diognet“ (Herder, Freiburg 2018)