Der Wiener Mediziner und Theologe Johannes Huber bedauert, dass die Kirche aus Furcht, das Gespött der Leute auf sich zu ziehen und sich lächerlich zu machen, kaum mehr wagt, „die großen Wahrheitskomplexe der Auferstehung oder der Seele“ anzusprechen. „Stattdessen münzt man das Christentum in Charity, Caritas oder Solidarität um. Das ist natürlich auch wichtig, aber das ist nicht das Zentrum des Christentums.“
Der 72-jährige Gynäkologe, Endokrinologe und Reproduktionsmediziner, der in den siebziger Jahren persönlicher Sekretär von Kardinal Franz König war, beobachtet, dass immer weniger Naturwissenschaftler an Gott glauben und manchmal verächtlich auf religiöse Kollegen herabblicken. Huber wünscht sich da mehr Bescheidenheit von denen, die vorgeben, alles zu wissen oder irgendwann alle Rätsel in reines Wissen auflösen zu können. „Wenn wir uns in weltanschaulichen Fragen für etwas entscheiden, das nicht beweisbar ist, dann sollte das nicht lächerlich gemacht werden“, erklärte Huber gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“.
Natürlich dürfen offene Fragen der Naturwissenschaft nicht dazu benutzt werden, Gott als Lückenbüßer für bisher mangelnde Erkenntnis einzusetzen. Doch könne auch nicht geleugnet werden, dass es viele Dinge gibt, „die wir in unserem Kopf nicht begreifen, obwohl wir sie mathematisch beweisen können“.